Es geht los! Keine Reise hatte derartig viele Vorbereitungen, derartig viel Stress, derartig viele Zweifel. Im Vorfeld ging nahezu alles schief was schiefgehen konnte. Daher ist nun einiges anders als ursprünglich geplant: Statt auf dem Landwege nun per türkischer Billigairline, statt mit weiterem Landweg-Plan nun erstmal ohne Anschluss nach Turkmenistan und ohne Anschlussflug – und natürlich ohne Hotel im unbekannten Land.
Aber alles egal: Es geht los! Los nach Teheran!

Mit genau 1h und 4min Verspätung hebt die Maschine von Berlin-Schönefeld ab, um 2:47h später um 19.51 Uhr am Flughafen Istanbul Sabiha wieder aufzusetzen.
Das komplizierteste Reiseprojekt aller Zeiten ist wahr geworden! Welcome to Asia!
Jetzt heißt es schnell alles über das Couchsurfing zu lesen, denn das ist schließlich im Iran verboten und so soll das gleichnamige Buch im Flugzeug zurückbleiben. Zwei Stunden Istanbul und weitere 2,5 Stunden Flug nach Teheran reichen, dann sind die 238 Seiten pünktlich, als die Maschine auf iranischem Boden ausrollt, abgearbeitet…dabei hätte man eigentlich viel besser schlafen sollen, wenn man schon mal drei Plätze nebeneinander zur Verfügung hat. Aber gut, hinterher ist man immer schlauer.
Do, 05.05.2016 (16.02.1395)
Und dann war die Zeitreise passiert, nein ich meine nicht die 2, 5 (!) Stunden, die der Iran Deutschland voraus ist, nein ich meine die 621 Jahre zurück. Wir befinden uns nun also am 16.02.1395, denn warum sollte der Kalender in einem muslimischen Land sich auch ausgerechnet nach einem gewissen christlichen Jesus richten. Das ist schon irgendwie cool. Ein Land, was am Kalender dreht, hatte ich schließlich noch nicht in der Sammlung.
Aber ansonsten ist die Einreise relativ unspektakulär, ohne jegliche Formulare und Fragen. Die Fragen sind da eher praktischer Natur: 1. Wie komme ich dank Turkmenistan-Visums-Verweigerung weiter? Die erste Lösung ist der von Deutschland nicht buchbare Flug mit IranAir nach Taschkent, der immer Freitags stattfinden soll. Tut er aber nicht, er sei gecancelt, erfahre ich beim Ticket Counter von IranAir. Da will einfach niemand hin, gibt mir der freundliche Herr am Schalter zu verstehen. Hmm.
Das zweite sachliche Problem ist Geld. Es gibt genau eine Wechselbude im Flughafen und vor der stauen sich natürlich die Menschen. Aber Schlange stehen ist das Beste was einem im Iran passieren kann! So lernt man z.B. Jakub aus Praha kennen. Dass einer der ersten Menschen mit dem ich in Teheran spreche, gleich auch tschechisch versteht…das dürfte Jakub vermutlich noch mehr verwirrt haben als mich. Und, richtig geraten, wenn es am Ticket Sale keine Tickets gibt, so gibt es natürlich am Money Exchange kein Money. Naja, jedenfalls nicht mehr als 50 EUR darf am umtauschen. Trotzdem ist man damit Rial-Millionär (bei einem Kurs von 1:39000 oder so). Das waren aber auch schon alle Vorteile des Rial. Denn die nächste Lektion ist, dass die Zahlen die auf den Geldscheinen stehen nie die sind, die jemand fordert. Denn alle Preise sind in Toman, was eine Zehnerpotenz weniger ist. Verlangt also jemand „ten tousend“ meint er den grünen Geldschein auf dem 100000 steht. Und das liegt nicht etwa an schlechtem Englisch. Eine weitere Spezialität diese Landes, verwirrt am Anfang aber mehr als der „falsche“ Kalender.
Aber gut, dass wir auch noch Simon im Boot, ähm im Taxi, haben. Er hat schon ein wenig Erfahrung und so übernimmt die Verhandlung für die party of three bound for downtown Tehran. Und das zieht sich ziemlich. Morgens um halb sechs ist das 15 Millionen-Moloch aber noch recht friedlich, so geht es zügig dem Sonnenaufgang entgegen.
Im Taxi klärt sich auch die Seelenverwandtschaft mit Simon: Er gehört auch der exklusiven Gruppe der Turkmenistan-Verdammten an, hatte eine ähnliche Route im Plan wie ich und musste nun umplanen. Er fliegt nun via Baku nach Usbekistan. Für mich hat er noch eine spontane Idee: Warum nicht von hinten durch die Brust ins Auge? Schließlich befindet sich direkt südlich vom Iran ein visumsfreier Mega-Hub: Dubai. Hmm, das würde einmal quer durch den ganzen Iran und eine Schiffsfahrt über die Straße von Hormus bedeuten. Hat was. Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit. Nun gilt es erstmal die max 20 Tage Iran zu organisieren, die das Visum erlaubt.
Erster Anlaufpunkt: Hotel Fourizeh, die LP Empfehlung. Das ist natürlich voll, wer hätte das gedacht. Aber man weiß in der Rezeption Rat, schließlich gibt es hier ja noch viele Hotels MEHR. Und so wird es Zimmer 308 des Hauses mit diesem Namen gleich um die Ecke die erste Heimstadt auf dieser Reise für zwei Turkmenistanverstoßene.
Wenn das kein Grund für ein ordentliches Herrrentagsbesäufnis ist. Und schon haben wir das erste „BEER“ gefunden. Auf der Dose ist allerdings eine Zitrone abgebildet. Und wenn man die Dose in den richtigen Winkel dreht, könnte man meinen da stünde drauf „Alcoholic Beer – made in Iran“. Na denn man Prost!
Die ehemalige amerikanische Botschaft ist so ein Ort den man gesehen haben muss, meint Simon. Ich habe noch überhaupt keinen Plan – das ist ja das tolle am Langzeitreisen – Pläne ergeben sich von allein – und so lesen wir später „Down with USA“ und sehen das Graffiti mit der Totenkopffreihheitstatue, beides ist in jedem handelsüblichen Reiseführer abgebildet.
Apropos Reiseführer, vielleicht sollte ich doch mal ein wenig einen lesen, so ganz die Planinstrumente kann kabitours doch nicht aus der Hand geben. Am besten tut man das hockend in einem typisch persischen Kaffee, wo wir uns die nächsten Stunden von einem Pflaster auf der Nase tragenden Kellner bedienen lassen. Auch dieses Klischee, was man in Reiseberichten findet, scheint also zu stimmen: Iraner kleben sich gern Pflaster auf die Nase, selbst wenn es keine Schönheits-OP gab. Es ist so etwas wie ein Statussymbol, dass man sich eine solche OP leisten k(o/ö)nnte. Hic!
Nach zwei Stunden im Qualm der Sisha-Pfeiffen bin ich schon ein Stückchen dem Iran näher gekommen, der Plan für morgen steht. Yeah!

Abends das übliche Woher, wohin im Hotel, die schöne Susi aus Australien ist dabei der Höhepunkt. Sie findet die Idee, in Richtung Türkei den Dogu Express statt den Tran-Asia zu nehmen, interessant. Ein paar Schweizer die z.T. aus Braunschweig stammen, sind dagegen langweiliger. Wollen sich ein Auto mieten. Allerdings lassen sie sich missionieren, wie ich ein paar Tage später lernen sollte.
Hallo Thomas, viele Grüße aus dem jetzt für dich fernen Deutschland! Habe mich sehr gefreut von micha uber deinen blog zu erfahen und verfolge ihn gern. Wünsche dir eine weitere Schöne Reise. Ronja
P.S: Die Paddler wissen vom Blog und einige verfolgen ihn auch. Viele Grüße soll ich bestellen…
Zum Thema Zeitrechnung: in der Türkei habe ich mal ein Grab gesehen: geboren 1314 gestorben 2006 (So Ca.). Ein so langes haben nur wenige -:)
Schweizer aus Braunschweig. Ah ja…
Ich werde weiterlesen.
Auch wenn ich Blogspot aufgrund der besseren Navigation besser fand.