Priviligierter Durchgangsverkehr

Mo, 23.05.2016

Der Tag der Abreise aus dem Iran, hinausgezögert so lange wie möglich, aber 1 Tag später läuft das Visum aus. Eigentlich sollte ich jetzt etwas von Masshad und von Turkmenistan schreiben, aber das war mir ja nicht gegönnt. Naja, jedenfalls ebenerdig nicht. Aus dem Flugzeugfenster darf ich dann doch ein Blick drauf werfen. Da das Turkmenistan-Visum fehlt, muss Turkmenistan also im „Priviligierten Durchgangsverkehr“ überwunden werden. Heute geht sowas ja in der Regel nur noch in der Luft, früher wäre das auch auf Schienen möglich gewesen…

Aber selbst die Möglichkeiten in der Luft sind beschränkt, wir erinnern uns. Der direkte Flug nach Taschkent, der von Iran Air, ist gecancelt. So ist eine Umsteigeverbindung via Baku in Aserbaidschan die am nächsten an der Luftlinie, also ohne, dass man zwischendurch nach Europa zurück muss.

Der Abflug von Aserbaidjan Air ist natürlich – wie bei so vielen Flügen in Teheran – wirklich etwas für Frühaufsteher: 2.35Uhr,  aber das auch nur wenn man das Hotel für den Tag gebucht hatte und Tag und Nacht vertauscht hat.

So beginnt der Tag mit einem dynamischen Teheraner Taxifahrer, der mich Punkt Mitternacht abholt und in sage und schreibe 40min den 50km(?) langen Weg zum Flughafen zurücklegt. Die gefühlte Geschwindigkeit ist dabei klar höher als das, was der Tacho anzeigt. Das war ja auch im Trabi schon immer so.

Also nach Baku. Noch so ein Land mehr – könnte es sein – ist aber visapflichtig. Daher muss es – trotz neun Stunden Stopover – bei einem Flughafenbesuch bleiben.

Ziemlich resolut wird mit einigen Mitreisenden dortselbst am Transit Schalter umgesprungen, aber für mich geht es durch. Und dann ist vieeel Zeit. Aber der Flughafen ist nicht von schlechten Eltern, alles nigelnagelneu und ziemlich bequem gestaltet. Free Wifi ist ebenso zu haben.

Für 15 AZN (nach Aussage des Verkäufers sollen das 10 Eur sein) erwerbe ich ein Sandwich, einen Kaffee und – das ist das Wichtige – das Anrecht auf acht Stunden auf einer Schlafcoach. Das Schöne am viel zu groß dimensionierten luxus-ausgebauten Flughafen ist, dass sich überall versteckte Ecken finden wo man sich ungestört betten kann, und das auch noch ziemlich bequem, z.B. im völlig leeren Oberstock von eben jenem „Kaffeehaus“, in das sich ca. einmal pro Stunde ein Kunde verirrrt. In der Oberstock des zweietagigen Cafés verirrt sich aber dabei niemand.

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Rush Hour auf dem Flughafen von Baku.

Zum Glück kann ich mich mit Reiseblog bauen zumindest partiell wach halten, so dass kein special Announcement von Uzbekistan Airways für „Mr. Thomas Kabisch travelling to Tashkent“ nötig wird.

Der Flug in der bunt bemalten Maschine ist unspektakulär, das Beste natürlich der Blick auf Turkmenistan, in dem mich mein Handy auch spontan wähnt und dementsprechend begrüßt. Wäre das Land also doch abgehakt. Yes!

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Turkmenistan Highlights.

Ziemlich wüstig von oben jedenfalls.

Der Flughafen von Taschkent ist nicht so rausgeputzt wie jener von Baku, diverse ILs und TUs stehen noch rum, das Gebäude versprüht auch noch Sowjetcharme. Das passt schon mal!

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Aber unser Zug fährt ohne Halt in diesem Land!

Einreise problemlos, man hat da auch schon anderes gehört.

Vorm Terminal endlos viele aggressive Taxifahrer, so dass ich genervt in den erstbesten Bus steige, der mich gleich mal auf die Rückseite vom Flughafen bringt – da wollte ich schon immer hin. Der nächste in die Gegenrichtung fährt dann aber in die Stadt, die ziemlich weitläufig, eben typisch sowjetisch daher kommt. Sonst ist alles sehr grün und viel weniger Menschen und Autos als in Teheran sind unterwegs. Das was hier Berufsverkehr ist, wäre dort Schwachlastzeit. Aber der hiesige Way of Live ist dann doch eher meiner.

Die LP Empfehlung „Guesthouse Gulnara“ ist schnell gefunden, ich fühle mich spontan heimisch. Auf dem netten Innenhof findet das Leben statt, die Küche, die direkt in den Hof mündet, ist die Heimstadt von einer der berühmten Babuschkas wie sie typischer für Russland, ach wir sind ja gar nicht da, nicht sein könnten. Sie kocht ein es warmes Abendbrot mit einer Art Pelmeni und vielen Gemüsen was nicht aus Hähnchen und Rice besteht, das geht schon mal gut los!

Das Zimmer ist richtig gemütlich, hat alte Möbel und Teppich auf dem Boden – und an den Wänden. Wo war doch gleich das Land der Perserteppiche?


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