06.06.2016
Natürlich hat auch Tadschikistan diversen Papierkram, sind auch Pass- und Zollkontrolle nochmal getrennt. Letztere bittet mich, als sie hört, dass ich in der IT arbeite, gleich mal hinter den Tresen, um mir auf dem Rechner einen Blue-Screen zu präsentieren. Könne ich da nicht was machen…aber ich kann leider nicht.
Drei Taxis stehen immerhin bereit, nur neumodisches Zeug, das ist schon mal nicht so gut. Die Preisverhandlungen sind auch hier wieder hart und irgendwann fahren wir los.
Katjas Russisch ist besser als meins, so darf sie diesmal erfahren, dass unser Fahrer 34 Jahre alt ist und vier Kinder hat und sein ältester 10 Jahre ist. Und sie muss zugeben, dass sie auch mit 37 Jahren noch keine Kinder hat. Uff, ich kann mich mal zurückhalten.
Die größte Aluminiumfabrik gibt’s gleich als erstes Highlight, traumhaft in die weite Landschaft mit den näher kommenden 4000ern integriert, hat was.
Und irgendwann kam die Stoliza auch näher, approaching Dushanbe.

Gibt sich von Anfang an viel gewaltiger als alles bisher auf dieser Reise gesehene. Angeblich nur 600000 Einwohner, trotzdem strahlt die Stadt mit mächtigen historischen Gebäuden, riesigen breiten Alleen und diversen großen Pamatniks etwas aus, was alle bisher gesehenen Städte vermissen ließen. Irgendwie scheint Dushanbe in seiner Geschichte mal etwas bedeutender gewesen zu sein als heute.
Und noch etwas, die „e-mobility“, hust, hust, wurde hier nicht wie z.B. gerade in Taschkent abgeschafft, vielmehr fahren zahlreiche Trolleybusse kreuz und quer durch die Stadt, wie es sich für eine Sowjetmetropole eben gehört. Naja, zumindest hängen die Leitungen noch, das Liniennetz war auch schon mal größer.

Hotel Waksch ist in der Tat „survivable“ wie Lonely Planet es ausdrückt, es hat viel Patina und auch noch die berühmten „Etagendrachen“, die in jedes sowjetische Hotel gehören. Aber es bietet alles, was man so braucht für 20Eur.

Besichtigungstermin am Bahnhof: Gähnende Leere. Das war nicht anders zu erwarten. Aber man darf rein, ohne dass man durch fünf Security-Schleusen muss wie in Usbekistan. Das Fotografieren ist auch hier verboten, zumindest wenn man es macht wenn direkt zwei blau Uniformierte neben einem stehen.
Cafe Segafredo sei der Ort to be, schreibt Lonely Planet weiter, dass man dort andere Traveler treffen würde, erweist sich natürlich als Gerücht. Aber es gibt leidlich schnelles Internet und dann kann man schon mal 10 Eur für Pasta, Bier und Kaffee bezahlen.
07.06.2016
Und die nächste organisatorische Herausforderung: Ich brauche ein GBAO-“Visum“. GBAO ist die Abkürzung mehr oder weniger für die Osthälfte Tadschikistans. Denn wer gedacht hätte, ein Visum reicht für ein relativ kleines Land, der irrt, nein man braucht mehr oder weniger zwei, das zweite ist eben das für die GBAO. Das braucht man zumindest, wenn man die Grenzerfahrungen machen will, die Tadschikstan bietet!
Zufällig ist das Amt, was auch GBAO-Berechtigungen ausstellen kann, gleich um die Ecke. Und wann hat man sonst schon mal die Chance, eine tadschikische Behörde kennen zu lernen. Und wie sieht so eine tadschikische Behörde aus? Dort lässt man den „Kunden“ gleich gar nicht ins Haus. Vielmehr steht man im Garten und trägt an einem der geöffneten Fenster mit einer Nummer dran, sein Anliegen vor. Und so wandert man also als Unerfahrener erst mal die Fenster ab, bis man doch zu einer Tür gewiesen wird, hinter der sich, richtig geraten, mehr Schalter verbergen. Und das gleiche Spiel beginnt, von 1 nach 3 nach 4. Dann endlich ist ein Herr in Uniform bereit, meinen Pass entgegenzunehmen, händigt mir ein Papier aus und widmet sich anderen Dingen. Wer nun meint dieses Papier wäre das benötigte, der irrt. Aber soviel weiß ich schon. Denn das ist nur die Zahlanweisung, mit der muss man zu einer Bank, das Geld (20Som) einzahlen und dann darf man zurück. Klar wird einem das nicht gesagt. Aber war nicht die Bank wo wir gestern Geld getauscht haben voll von Menschen mit irgendwelchen Papieren? Richtig. Eine Stunde später zurück höre ich „Sawtra, desjat schasow“, morgen um 10Uhr. Na also.
Das wäre also der ernsthafte Teil des Tages, das war es 12Uhr. Zeit zum Relaxen im Schatten, im Gartencafe, Zeit den Blog mal wieder weiter zu treiben und Zeit die Mittagsglut im Schatten einfach auszusitzen.
Die Kellnerin hat irgendwann ihren Spaß mit dem „Ausländischen Journalisten“ und diktiert mir, was ich über Tadschikistan schreiben soll: „Landschaft toll, Wetter immer gut und natürlich das wichtigste: die Mädchen wunderschön“. Wenn das so ist, dann will ich hiermit dem mal nachkommen.

Abends dann Stadtbesichtigung, zunächst den einzigen Personenzug des Landes, dann alles was so eine Weltstadt eben ausmacht: Triumpfbogen, Freiheiststatue und Siegessäule oder so ähnlich, oder hab ich da jetzt was verwechselt?
08.06.2016
Bis 10Uhr fühlt sich der Tag ganz gut an, ebenso wie die Temperaturen. Zunächst kommt pünktlich um 6.58Uhr DER tadschikische Zug um die Ecke, und das auch noch an recht fotogener Position, wie ich sie nicht erwartet hätte mitten in der Stadt.

Tagesordnungspunkt 2: OVIR – die Pass und Visabehörde. Ab 10Uhr darf ich vorsprechen, um 10.15Uhr ist tatsächlich meine GBAO-Permit abholbereit. Diesmal muss ich mich nur an zwei Schaltern durchfragen. Yes, wieder eine Trophäe, sieht richtig gut aus, mit vielen kyrillischen Lettern und Stempel, wie sich das gehört. Es kann losgehen in den Pamir, theoretisch zumindest…
Aber das wäre zu einfach. Der LP schreibt, dass es da so gut wie kein publich transit gibt, man lieber in Duschanbe etwas arrangieren soll. Also heißt es, die genannten Orte zu finden. Zwei Webadressen, deren zugehörige Postadressen nicht existierten, arbeiten auch nicht. Die dritte Postadresse, dummerweise etwas außerhalb gelegen, ist nur von Hunden bewohnt. Hmm.
Also der stressige Weg, direkt ins Abenteuer, mit vollem Gepäck in der Mittagsglut. Vorsprechen bei „Autokolona 2927“. So heißt der Markt, von dem die Jeeps in den Pamir aufbrechen.
Dortselbst steht immerhin ein Jeep samt Personal, aber heute, nein heute würden sie nicht mehr fahren. „Morgen früh um 8Uhr geht es los. Merk dir das Kennzeicchen des Autos!“ Hmm, zum zweiten. Meine Laune sinkt. Also zurück ins Hotel. Zimmer 211 erwartet mich noch.
Und noch mehr bombastische Bauten, die die klare Aussage verkünden: hier ist der Mittelpunkt der Welt. Und der Mittelpunkt im Mittelpunkt muss ordentlich gekennzeichnet werden, dazu dient nicht weniger als der welthöchste Fahnenmast, mit bescheidenen 165m.

Leider haben die Technologen vergessen, hinreichend leichten Fahnenstoff für die weltgrößte Fahne zu entwickeln, so hängt sie natürlich durch ihr immenses Eigengewicht meistens schlaff herunter und gibt dadurch ein eher realistisches Bild über das wirkliche „Gewicht“ des Landes in der Welt ab.