Auf nach Kasachstan

Di, 12.07.2016

Es gibt ihn wirklich den Direktbus von Tokmok nach Almaty, Abfahrt 5.40Uhr! Das spart den Umweg über Bischkek. Genial!

Tokmok liegt im Prinzip direkt an der kasachischen Grenze, es gibt aber keinen Übergang. So folgt die Route zunächst direkt dem Grenzfluss und -zaun Richtung Westen was prinzipiell kontraproduktiv ist, da Almaty östlicher als Tokmok liegt. Die (zahlreichen) Brücken über den Fluss sind in der Regel verbarrikadiert. Auch hier waren sich die Nachbarn schon mal näher.

Und dann biegt der Bus plötzlich doch Richtung Norden ab zu einem „Schlagbaum“. Karasu heißt der Ort, einige Kilometer östlich des großen GÜ Kordaj. Lonely Planet kennt den Übergang jedenfalls nicht, wenn das nicht ein „Turnaround“ bedeutet…

Aber alles kein Problem, Punkt 6.57Uhr klackt der kasachische Einreisestempel in den Pass, das Steppenabenteuer im neuntgrößten Land der Erde kann beginnen!

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Grenzland, Blick zurück nach Kirgistan.

Und schon sind sie da: die ersten Palmen der Reise! Natürlich aus Blech, am Rasthof irgendwo in the middle of nowhere. Davon gibt es von nun an ziemlich viel. Echte Bäume vermisst man mal wieder völlig.

Drei Stunden und 200km weiter hat die Großstadt uns eingeholt: Stau! Mal wieder zu viele Autos, nun sind sie allerdings auch fast alle richtig groß, im Ölland „CarSachstan“ kostet der Sprit fast nichts…

 

Der riesige Sairan Busbahnhof sieht jedenfalls noch „stilvoll“ aus, ein „Gulasch“ in der Kantine ist auch schön billig. Das Setting draußen – fast 4000m hohe Berge im Hintergrund, im Vordergrund ein See – spektakulär, mitten in der Stadt. Denkt man sich 10Mio Autos und den Müll im und am Wasser weg, dann könnte es hier sogar Lebensqualität haben. Naja, in 20 Jahren hat man das vielleicht auch hier (wieder) gelernt.

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Sayran-See direkt am Busbahnhof, Blick nach Süden.

Ganz stolz ist Almaty auf seine nigelnagelneue U-Bahn, die man schon nach 20min zu Fuß vom Busbahnhof erreicht hat. Nach nochmal 10min Einlasskontrolle nebst Gepäckdurchleuchtung (Terrororismus, Buh!) darf man den Bahnsteig betreten.
Die Trambahn, ist dagegen auch hier stillgelegt, irgendwie kommt mir das von den anderen Ländern der Reise alles ziemlich bekannt vor. Dabei soll Kasachstan doch viel weiter, fortschrittlicher, reicher, teurer sein…

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Hier ist die e-mobility mal wieder tot.

Die Hostel ist am anderen Ende der nicht ganz kleinen Stadt, dort wo die Berge beginnen. Also geht es schonmal etwas bergauf.

Ana heißt diesmal wirklich so (Vorsicht, Insider) und kommt aus Slowenien. Sie sitzt – als ich um 14Uhr in der Hostel ankomme – am Tisch und arbeitet. Sie arbeitet in der IT und hat es geschafft, die Arbeit mit auf Reisen zu nehmen und damit praktisch immer reisen zu könnean. Derzeit auf dem Weg von irgendwo in Südostasien zurück nach Slowenien, ihr nächster Schritt soll wohl Usbekistan sein.
Oben im Zimmer der zweite reisende Arbeiter, er stammt aus Azerbaidschan und hat viele interessante Geschäftsideen. Und hier in der Hostel hat er sogar einen Kleiderständer nebst den Businessanzügen dabei. Immer wieder spannend, was für Leute man so trifft.

Aber hier gibt es auch für mich Arbeit: Bahnhofsbesuch auf Almaty-2.

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Gespanntes Warten auf den Zug…

Die kasachische Eisenbahn hat noch ein gewisse Bedeutung im Alltag des Landes. Und zwar keine ganz kleine. Abends ist High Noon auf dem zentrumsnäheren der beiden Bahnhöfe.

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…voila, da ist er, der 22-Wagen-Zug nach Shumkent.

Im 20min-Takt werden endlos lange Nachtzüge zu Zielen bereitgestellt, deren Namen mir in der Regel überhaupt nichts sagen: Semay, Schumkent, Sarschita usw. Das könnte zum Teil auch damit zusammenhängen, dass in Kasachstan fast alle Städtenamen in den vergangenen Jahren „entrussifiziert“ und „kasachstriert“ worden sind, bei Alma-Ata zu Almaty ist die Transformation noch nachvollziehbar, anderswo allerdings nicht mehr.

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Im Talgo 20min später hält sich die Nachfrage in Grenzen…

Aber ein Nachfrageproblem besteht trotzdem nicht, fast alle Züge haben MEST NET in der Anzeige, sind also ausgebucht…und das sieht dann in der Realität ziemlich beeindruckend aus, wenn 22 Wagen an einem einzigen Bahnhof aufgefüllt werden.

Nächster Punkt: Kok Tobe. Das ist der „kleine“ Hausberg von Almaty, er liegt direkt hinter der Hostel und ist eigentlich nicht viel höher als die Umgebung. Trotzdem gibt es eine Seilbahn hoch und einen Rummel und Fernsehturm obendrauf.

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Oben auf dem „kleinen Hausberg“

In der Ferne grüßen die richtigen Berge, die die nahe Grenze zu Kirgistan bilden und die in denen die Grenzpolizei hinter jedem Baum hockt, wo ein paar Franzosen abends in der Hostel zu berichten wissen. Klingt jedenfalls spannend. Das ist aber der Stoff für die nächsten Tage.

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Sunset as seen from Kok Tobe.

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