Bonusland

25.09.2016

An Bord der EASTERN DREAM.

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Seefahrtsromantik morgens um 6Uhr.

Ein Tag Erholung auf See. Naja nicht ganz. Will doch zwischendurch ein weiteres Land abgehakt werden, das Land was sich auf dem Schiff ja schon massiv bemerkbar machte: Süd-Korea. Sind doch an Bord nahezu ausschließlich Koreaner, die irgendwie eine kleine Runde nach Japan gefahren sind. Im Cafe Zesta gibt es alles was man braucht, vor allem einen (!) Fensterplatz mit Strom. Denn das Schiff hat doch „freie“ Steckdosen, so muss ich das „günstige“ Angebot, das Handy an der Rezption für 1$ aufladen zu lassen, doch nicht annehmen. Puhh.

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Anfahrt auf Donghae.

Später werde ich feststellen, das es sogar mehr Strom gibt, als man glaubt. In den Schlafsälen mit Matratzen, also den Zimmern „Japanese Style“, die garantiert billiger sind als unsere Zimmer im Western Style, gibt es nicht nur Fenster sondern auch Steckdosen und einen Kühlschrank.

Irgendwann, drei Stunden nach Sonnenaufgang: Land in Sicht! Die koreanische Küste ist beeindruckend gebirgig, direkt hinter der Stadt erheben sich die Berge. Gegen 9Uhr haben wir festgemacht, in Donghae, Korea!

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Leinen fest!

Und dann dürfen auch die 9 Ausländer als letzte von Bord. Fingerabdrücke und Foto scheinen heutzutage Standard zu sein, aber alles geht fix. Im Terminal gibt’s WLAN und eine Werbung für einen KoreaRail-Pass auf Russisch. Willkommen im nächsten Nachbarland Russlands, naja mehr oder weniger…

Willkommen im Süden, auch wenn wir sogar ein Stück nördlicher sind als gestern bei Abfahrt, irgendwie fühle ich mich an Südostasien erinnert, erscheint nach Japan das hier wie ein Entwicklungsland. Alles ist ein Stück schäbiger, die Autos wieder größer, sie fahren wieder rechts, es ist schwülwarm und die Sonne dunstet. Der Ort besteht aus Beton, der sich am Horizont die Berge hochzieht.

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Koreanische Einheimische.

Genau drei Stunden sind Zeit, einen „allumfassenden Eindruck“ des Landes zu gewinnen. Viel kann man da nicht machen.  Dem ersten Eindruck nach hat die Stadt nicht viel historische Substanz zu bieten. Einen Stadtrundgang kann man sich also sparen.
Der Bahnhof ist genau 628m weg, meint das GPS, als ich das Hafentor hinter mir gelassen hab. Wenn das kein Zeichen ist. Er findet sich schnell, direkt davor lädt eine Kneipe mit dem (deutschen!) Namen „Bahnhof“ ein. Nichts liegt näher. Leider ist sie geschlossen.

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Bahnhof Donghae, klar, steht ja dran.

Wie auch die Kneipe dürfen die Bahnsteige irgendwie nicht betreten werden, wenn es auch keine Zugangssperren wie in Japan gibt. Aber die obligatorische Brücke ist nicht weit. Hinüber und schon stehe ich vor einem Wegweiser, der – auch auf Englisch – zwei Optionen zu den wichtigsten touristischen Sehenwürdigkeiten des Ortes anbietet:

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Touristenleitsystem.

Irgendwelche Zäune oder Verbotschilder gibt es jedenfalls nicht, also nehmen wir einfach mal das mit dem „Rolling stock“, das klingt vielversprechender. Und siehe da, wenig später stehe ich am Schuppen vor dem ganz nett ein Amidiesel zu meiner Begrüßung platziert ist.

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Iran reloaded.

Eine kurze Frage – ja, fotografieren kein Problem – und schon war keine halbe Stunde nach dem Einreistempel auch KORAIL „vollständig und allumfassend“ abgearbeitet. Naja, „gebrochene Nasen“ oder „Traxxe“ (das sind Loktypen) wären noch zu haben, aber wir wollen uns ja nicht zu sehr in Details verlieren.

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Etwas neuzeitlicher gehts aber auch.

Zurück auf dem Bahnhofsvorplatz findet sich dann doch noch ein geöffnetes Café, schließlich gehört zu jedem „neuen“ Land auch noch der Kaffeetest. Drinnen gibt es – sicher eine landestypische Spezialität – „Mongolian Bread“.
So kann man auch daran erinnert werden, dass es in dieser Weltgegend ja durchaus noch offene Ziele gibt.

Eine Stunde später ist die Koreaerkundung abgeschlossen und die Eastern Dream hat mich wieder aufgenommen. Schließlich sind wir hier ja zur Erholung auf See! Um 14Uhr heißt es zum zweiten Mal auf diesem Dampfer: „Schiff Ahoi!“

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Leinen los!

Hach ja, Seefahrt. Ist eigentlich die genialste und ursprünglichste Reiseform überhaupt. Warum muss man heutzutage überall sinnlos hin- und wieder weg hetzen? Und sooo langsam ist die Seefahrt durchaus nicht.

Die Strecke, die die „Eastern Dream“ gerade zurücklegt, ist auf einer Weltkarte schon gut zu erkennen. Für die nächsten 22 Stunden stehen wieder über 700km auf der Agenda, schließlich umschiffen wir dabei ein  ganzes Land, Nordkorea.
In nur 10 Tagen Fahrtzeit hätte man also schon 7000km geschafft was auch für den „Durchschnittsflieger“ schon ziemlich viel ist, und wie schnell vergehen andererseits 10 Tage ereignislos im Alltag?

Ich bin wohl wirklich nicht für diese Welt gemacht.

 

Veröffentlicht in Korea

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